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Unter die Haut - Piercings und Tattoos

Tattoos im Maori-Stil, geometrische Varianten oder optische Täuschungen- ihrer Ausgestaltung sind fast keine Grenzen gesetzt. Das gleiche gilt für Piercings. Bei Farben, Materialien und Körperstellen ist die Auswahl riesig. Sind Tattoos und Piercings trotz Hämophilie möglich – und falls ja, in welchem Rahmen?

Piercing & Tattoo – Ist das möglich? 

Generell ist Beides gut bei Menschen mit Hämophilie durchführbar. Inwieweit es bei dir möglich ist, musst du mit deinem behandelnden Hämatologen besprechen. Er entscheidet, ob es aus medizinischer Sicht vertretbar ist. Ästhetische Fragen spielen hierbei keine Rolle.

Dein Gespräch mit dem Hämatologen ist auch ein guter Zeitpunkt, falls du Fragen zur lokalen Betäubung und (nachträglichen) Schmerzbehandlung nach dem Stechen des Tattoos bzw. Piercings hast, z. B. welche Medikamente sich „gerinnungsneutral“ verhalten.  

Wenn du noch nicht volljährig bist, brauchst du vor dem Stechen eines Piercings oder Tattoos natürlich noch die schriftliche Einwilligung deiner Eltern bzw. deiner Erziehungsberechtigten. Dann kann die Suche nach einem passenden Studio starten.   

Tipp:

Einen Überblick über verifizierte und von den jeweiligen Verbänden geprüfte Studios findest du auf folgenden Homepages:  

Erkundige dich, welche Piercing- bzw. Tattoo-Studios bereits Erfahrungen mit Hämophilen haben und adressiere dieses Thema auch beim Erstgespräch. Natürlich kannst du dich auch in Foren zu diesem Thema umschauen. Dort antworten Piercer oder Tätowierer, die Erfahrungen mit dem Stechen bei Menschen mit Hämophilie haben. 

Geeignete Körperstellen  

Während Tattoos nur in die mittlere Hautschicht aufgebracht werden, müssen für ein Piercing tiefere Schichten durchstoßen werden. Es besteht ein höheres Blutungsrisiko. Die Wundheilung ist zudem bei dir als Bluter deutlich schlechter als bei Nicht-Blutern.  Zunge, Mundbereich, Brustwarzen oder Genitalien sind sehr gut durchblutet und deshalb äußerst ungeeignete Stellen.

Das Nasenseptum und andere knorpelige Bereiche, z. B. die Ohrmuschel, sind davon nicht betroffen. Allerdings heilen sie deutlich schlechter, da sie kaum durchblutet sind. Die Gefahr von Entzündungen ist dort ziemlich hoch. Bei der Auswahl der zu piercenden Stelle sollte auch bedacht werden, dass Ausrisse, z. B. beim Sport, möglich sind. Dies kann wiederum zu Blutungen führen.  

Beim Tattoo sollten Körperstellen, wie z. B. das Handgelenk, Handrücken oder die Innenseiten von Unter- und Oberarmen, bei denen die Blutversorgung direkt unter den oberen Hautschichten verläuft, gemieden werden. Zudem sollte das Tattoo nicht deine Injektionsstellen überdecken.

Wichtig:

Das Stechen sollte nicht bei einem sehr niedrigen Spiegel an Gerinnungsfaktor durchgeführt werden. Am besten lässt du dir am Tag deiner Prophylaxe in möglichst kurzem Abstand nach deiner letzten Faktorgabe das Tattoo stechen bzw. das Piercing. Eine zusätzliche Gabe an Faktor ist dann normalerweise nicht notwendig. Dies solltest du aber vorab mit deinem behandelnden Arzt besprechen. 

Komplikationen 

Neben Blutungen sind Infektionen (z. B. mit Hepatitis), Entzündungen oder allergische Reaktionen die häufigsten Komplikationen und hängen von mehreren Faktoren ab: 

  • der Lokalisation 

  • dem verwendeten Material/den verwendeten Farben 

  • der Erfahrung des Piercers 

  • den hygienischen Bedingungen und 

  • der Nachsorge 

Die Ursachen dafür können unterschiedlich sein: 

  • Piercing-Vorgang  

  • Materialunverträglichkeiten der Piercings 

  • verunreinigte, mit Blei und Allergie-auslösenden Stoffen belastete Farben 

  • unsteriles Arbeiten 

Die Folgen können sich auf den ganzen Körper (systemisch) ausbreiten oder nur rund um die Einstichstelle (lokal) vorhanden sein. Für dich könnte das bedeuten, dass z. B. ein blauer Fleck sehr groß ausfällt, wenn das Gewebe sehr schnell und stark gedehnt wurde. Weiterhin können lokal Nervenschädigungen, Schwellungen, Blutungen oder andere Funktionsstörungen auftreten. 

To-Dos und No-Gos nach dem Piercen und Tätowieren  

Wenn Tattoo bzw. Piercing an der gewünschten Stelle auf- bzw. eingebracht wurden, solltest du ein paar Dinge beachten, um den Heilungsprozess zu fördern.  

Deine No-Gos: 

  • Sonnenbank (UV-Strahlung) vor dem Termin bedeutet: 

    • verstärkte Durchblutung des Gewebes (Hautrötung) 

    • übermäßiges Verblassen während des Abheilungsprozesses 

  • Blutverdünnende Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, kurz ASS oder Ibuprofen; besser: gerinnungsneutrale Medikamente wie Paracetamol, zu der du eine Übersicht auf der Seite der DHG findest

  • Alkohol: Er weitet die Blutgefäße

  • Kratzen 

  • Sport: Durch Schweiß kann sich die Wunde entzünden

  • Einengende Kleidung  

  • Saunieren, Vollbäder, Schwimmbadbesuche 

  • Speziell bei Piercings: 

    • Käse- und Milchprodukte: Darin enthaltene Milchsäurebakterien verzögern den Heilungsprozess

    • Heißes und scharfes Essen: Dieses steigert die Durchblutung

Deine To-Dos beim Tattoo: 

  • Feuchtigkeit: Mehrmaliges Cremen schafft ein feuchtes Hautklima

  • Unterbleibt das Cremen trocknet die Wunde zwar, aber es kann zu einem so genannten Blow-out kommen, d. h. die Farbe verläuft

  • Außerdem wird Schorfbildung vermieden, welche die Farbpigmente aufnehmen und das Tattoo so fleckig werden lassen kann

  • Sonnenschutz auftragen: Denn durch einen Sonnenbrand schält sich die Haut und damit auch die oberste Schicht des Tattoos

Deine To-Dos bei Piercings: 

  • Desinfizierte Hände beim Anfassen des Piercings 

  • Tägliches Desinfizieren mit flüssigen, aseptischen Lösungen 

  • Regelmäßiges Drehen, um Verwachsungen vorzubeugen; vorher Verkrustungen entfernen 

Mehr Informationen zum Thema Pflege eines Piercings gibt es auf der Seite der VPP

Wichtig:

Entzünden sich die gepiercten oder tätowierten Stellen, solltest du einen Arzt aufsuchen. Dabei kann es sein, dass die Leistungen für eine medizinische Behandlung zum Teil selbst bezahlt werden müssen. Die Begründung ist, dass es sich bei einem Piercing oder Tattoo nicht um einen medizinisch notwendigen Eingriff gehandelt hat und die Kasse nicht für die Folgen aufkommt. Dennoch sollte das kein Hinderungsgrund sein.  

Es geht um deine Gesundheit. 

Nichts für die Ewigkeit 

Tattoos, aber auch Piercings, werden dich ein Leben lang begleiten. Solltest du dich einmal gegen dein Tattoo entscheiden, ist eine meist schmerzhafte und teure Laserbehandlung notwendig.  

Mit Fake-Piercings, die es für viele Körperstellen gibt, kannst du vorab ausprobieren, ob sie an der Helix, dem Septum oder als Tunnel langfristig passen bzw. an der gewünschten Stelle wirklich gut aussehen. 

Wer sich beim Tattoo unsicher ist, kann es zunächst mit einem Einmal-Tattoo versuchen oder sich z.B. einen Tattoo-Ärmel kaufen. Sie vermitteln eine gute Optik.  

Tipp:

Druck dir Dein Wunschbild aus oder lass dir die Zeichnung, die der Tätowierer für dich angefertigt hat, als Kopie geben. Mache ein Foto und nimm es als Bildschirmhintergrund für dein Smartphone. Wenn du nach einigen Wochen immer noch gerne darauf schaust, hast du wahrscheinlich das richtige Motiv gefunden.

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